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Kinder-Universität Zürich

Mehr über Kurt Hanselmann

Dr. Kurt Hanselmann ist ein ehemaliger Mitarbeiter des Instituts für Pflanzenbiologie

Ich gehöre nicht zu jenen Biologen, welche die Welt des Lebendigen manipulieren, d.h. verändern und dadurch „verbessern“ wollen; ich möchte verstehen, warum es so wunderbar funktioniert, wie es ist. Und wenn ich mit meiner Laufbahn nochmals von vorne beginnen könnte, ich würde wieder Mikrobiologie als Arbeitsgebiet wählen.

Eigentlich bin ich eher zufällig Mikrobiologe geworden; es hat mich keine Familientradition dazu verpflichtet, aber die Familien-Sonntagsausflüge haben mir die Augen für Naturschönheiten geöffnet. Die Welt der Mikroorganismen begann mich zu interessieren, als ich selbst als Sekundarlehrer im Toggenburg Biologie unterrichtete. Es war faszinierend, den Schülern im Mikroskop zu zeigen, dass es in einem einzigen Wassertropfen aus dem Teich unzählige, quicklebendige Kleinstlebewesen gibt, die zum Teil weniger als ein tausendstel Millimeter klein sind. In den Ferien hatte ich im Mikrobiologielabor des Kantonsspitals in St. Gallen und später an der EMPA, der „Eidgenössischen Material- und Prüfungsanstalt“ Praktika absolviert.

Diese Erfahrungen brachten mich an die Hochschule zurück. Ich wollte so viel wie möglich über die Mikroorganismen lernen und weil dies an der Universität nur beschränkt möglich war, machte ich meine Forschungsarbeiten für die Dissertation in den USA. Auch später bin ich immer wieder dorthin zurückgekehrt, habe dort meine Frau kennen gelernt und bin mit spannenden Forschern und Forscherinnen zusammengetroffen, die mich für die ökologische Mikrobiologie begeisterten. Schliesslich konnten wir auch an der Universität in Zürich die mikrobielle Ökologie als Forschungs- und Lehrgebiet einrichten. Geforscht haben wir seither fast immer an besonderen Schweizer Seen und immer zusammen mit Leuten, die unsere Erkenntnisse für die Praxis umsetzten.

Seit einigen Jahren interessieren uns „junge“ Seen im Hochgebirge, solche, die noch bis vor ein paar Jahrzehnten unter einem Gletscher verborgen waren sowie Lebensräume an extremen Standorten irgendwo in der Welt. Uns beschäftigt die Frage wie diese Lebensräume besiedelt werden, woher die Organismen kommen und wie sie auf Umweltveränderungen reagieren.

Einen Teil dessen, was ich vor vielen Jahren im Ausland lernte und seither dazugelernt habe, gebe ich heute in Mikrobiologiekursen für junge Wissenschafter und Wissenschafterinnen weiter oder als Berater in der Schweiz, in Südamerika, in Indonesien und in den USA.

An die Sonntagsausflüge erinnern sich unsere beiden Kinder, Seth und Rhea, genauso wie ich damals, vor allem an die Quellen mit dem nach faulen Eiern stinkenden Wasser, denen wir jeweils nachgereist sind. Sie sind Bauschlosser und dann Architekt und Tierärztin geworden und nicht Mikrobiologen, aber sie haben eines nicht vergessen: darüber zu staunen, wozu Mikroben fähig sind