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Kinder-Universität Zürich

Was das Monster unter dem Bett so denkt: vom Erfinden fantastischer Welten

Es gibt nichts Gemütlicheres, als mit einem guten Buch im Bett zu liegen; vor allem, wenn es draussen dunkel ist und regnet. Wenn da nur dieses Monster unter dem Bett nicht wäre, das sofort zuschnappt, wenn man den grossen Zeh zu weit unter der Decke hervorlugen lässt.

Ihr wisst natürlich genau, dass es keine Monster gibt, und schon gar nicht unter euren Betten. Und doch… Gegen die Angst vor dem Monster unter dem Bett gibt es ein einziges Mittel: Man muss sich vorstellen, dass man in der Haut dieses Monsters steckt. Dann fragt man sich: Was will das Monster? Warum ist es da? Ist es einsam, ist es traurig? Ist ihm einfach nur langweilig und es möchte spielen? Kaum hat man sich diese Dinge überlegt, steckt man schon mitten in einer Geschichte.

Die Populärkulturforschung kann genau erklären, wie solche Geschichten zustande kommen und nach welchen Regeln sie funktionieren. Je nachdem, woher das Monster kommt, haben wir es mit dem Fantasy-Genre zu tun (das Monster ist eigentlich ein Elfenwesen), mit Science Fiction (es kommt von einem Exoplaneten) oder mit einem Märchen (das Monster ist eigentlich ein Prinz und wurde von einem bösen Zauberer verwandelt).

In der Vorlesung werden wir gemeinsam darüber nachdenken, warum Geschichten so wichtig sind für uns Menschen, warum sie uns Mut machen und wie sie gemacht sein müssen, damit wir sie auch gerne hören und uns angesprochen fühlen. Gerade fantastische Geschichten, die in erfundenen Welten angesiedelt sind, etwa in Mittelerde oder in Hogwarts, müssen ganz besonders sorgfältig gemacht sein. So sorgfältig, dass wir als Leserinnen und Leser das Gefühl haben, selbst ein Teil davon zu sein.

Wann?

Mittwoch, 23. März 2022, 15.00 – 16.00 Uhr

Christine Lötscher: Mehr über mich ...

Ich wurde 1970 in Zürich geboren und wollte schon als kleines Kind möglichst viele Geschichten hören – am liebsten mochte ich, wenn die Grosseltern von den haarsträubenden Streichen erzählten, die sie als Kinder ausgeheckt hatten. Aber ich erzählte auch gern selbst Geschichten. Denn es lauerten überall Monster, Hexen und böse Zwerge; zuhause im Keller, auf dem Schulweg, im Wald – vor allem aber unter meinem Bett. Davon konnte ich stundenlang erzählen. Meine Familie und meine Lehrinnen fanden, ich hätte eine blühende Fantasie – und meinten das nicht unbedingt als Kompliment.

Als ich lesen lernte, entdeckte ich zuerst die Welt der Bücher, später auch Filme und Fernsehserien und stellte fest, dass ich mit meinen Monstern und Hexen nicht allein war, ganz im Gegenteil.

Ich las bergeweise Krimis und Gruselgeschichten, Fantasy- und Science-Fiction-Romane und schaute, sobald ich alt genug war, alle Filme mit Vampiren und Werwölfen, Aliens und Hexen, die mir in die Finger kamen.

Ich entschied mich für ein Studium der Literaturwissenschaft und lernte, dass das Erzählen eine uralte Kunst ist und eine Methode, um die Welt und sich selbst besser zu verstehen. Als Professorin für Populäre Literaturen und Medien habe ich das Glück, dass ich meine Leidenschaft für Krimis, Gruselgeschichten, Science Fiction, Fantasy und Kinderliteratur zu meinem Beruf machen konnte. Ich erforsche, was die Geschichten, die in anderen Welten spielen, mit unserem Leben zu tun haben und warum wir sie so gerne lesen, hören und sehen.

Weiterführende Informationen

Christine Lötscher

Christine Lötscher, Professorin für Literatur- und Medienwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendmedien, UZH