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Kinder-Universität Zürich

Wie kam der Hai in die Wüste?

Die Evolution der Wirbeltiere begann vor über 500 Millionen Jahren in den Weltmeeren. Aus frühen kieferlosen Fischen entwickelten sich nach 425 Millionen Jahren bereits die kiefertragenden Fische mit den Knochen- und den Knorpelfischen.

Haie, so gross wie ein VBZ-Bus!

Wir haben in Marokko am Sahara-Rand viele Hai-Skelette ausgegraben, die mit ihren unterschiedlich gestalteten Zähnen und Kiefern zeigen, wie sich schon früh eine Vielfalt an Ernährungsweisen entwickelte. Dies spiegelt sich auch wieder in gelegentlich erhaltenen Mageninhalten. Ausserdem waren diese Haie aussergewöhnlich gross. Von all dem möchte ich euch erzählen.

Christian Klug: Mehr über mich ...

Ich wurde 1969 in Nürnberg geboren und bin in Schwäbisch Hall aufgewachsen. Als ich etwa 12 Jahre alt war, fragte mich mein Onkel, ob ich Lust hätte, in der Fränkischen Schweiz (nördlich von Nürnberg) nach «Goldschnecken» zu suchen. Ich war natürlich hell begeistert, aber es waren logischerweise weder Schnecken noch war es Gold, sondern es waren Ammoniten (also Kopffüsser) aus Pyrit (also Katzengold) aus dem Frühen Jura (ca. 190 Millionen Jahre alt), welche wir dort fanden.

Ich fand die älteste Krabbe der Welt!

Ein paar Jahre später fand ich – als ich mit meinem Vater dieselbe Grube besuchte – die derzeit älteste Krabbe der Welt, die später sogar nach mir benannt wurde. Damit war wohl mein Schicksal als Paläontologe schon fast besiegelt, wobei ich mich auch sehr für Botanik und Zoologie interessierte.

Nach der Schule hatte ich die Möglichkeit, Biologie oder Geologie zu studieren, wobei ich mich für Geologie in Tübingen entschied. Obwohl ich mich auf die Geologie konzentrierte, belegte ich viele Kurse in Biologie. Dies habe ich nie bereut, denn das kombinierte Wissen aus beiden Fächern macht das Fachgebiet Paläontologie aus.

Nach einem Auslandsjahr in Arizona, USA, begann ich, mich nach einer Diplomarbeit umzusehen (das entspricht heute einem Master). Ein Freund empfahl mir Marokko als Forschungsgebiet, wegen der grossartigen Aufschlüsse (das sind Stellen an der Erdoberfläche, an der Gesteinsschichten zu Tage treten)  und der märchenhaft erscheinenden Fülle an Fossilien.

So begann ich dort 1995 meine paläontologische Geländearbeit und führe sie bis heute weiter. Tatsächlich finde ich jedes Jahr dort neue Arten und wissenschaftlich interessante Objekte.

Obwohl ich mich meist mit Ammoniten und anderen Kopffüssern beschäftige, zogen mich die Haie aus dem Späten Devon (ca. 370 Millionen Jahre alt) rasch in ihren Bann. Inzwischen forschen wir seit fast zehn Jahren über diese Fossilien. An der Universität unterrichte ich Paläontologie, ich erforsche die Evolution der Kopffüsser und das Devon Marokkos, und ich bin Kurator des Paläontologischen Museums.

Fragen an Prof. Klug, die er hier beantwortet:

Helicoprion
Charakteristisch für die Gattung Helicoprion sind die fossil erhaltenen Zahnspiralen.

Wie gross ist der kleinste Hai?
Wikipedia sagt:
Der Zwerg-Laternenhai (kleinster Hai) Der Zwerg-Laternenhai ist der kleinste bekannte Hai, den es gibt. Er gehört der Gattung der Etmopterus( Haigattung) an. Mit 16 bis 20 Zentimetern ist er der absolut kleinste.

Von wem stammen die Haie ab?
Das kommt drauf an, was man mit Haien meint. Wenn man Knorpelfische meint, diese stammen von Panzerfischen ab.
Wenn Ihr die Haie als Verwandte der Rochen meint, so stammen sie von ursprünglischen Knorpelfischen ab, die man manchmal auch als Stachelhaie (Acanthodii) bezeichnet.

Was sind die Nachfolger der Haie?
Haie leben ja noch, also sind die heutigen Haie die Nachkommen früherer Haie…   ;-)
Und einen der ältesten Haie habt Ihr ja gesehen…
 

Seit wann forschen Sie schon über Haie und andere paläontologische Sachen?
Paläontologie: Seit etwa 1990
Haie: Seit etwa 2000

Wie heisst der grösste gefundene Hai?
Lebend: Der Walhai ist bis 12,65 m lang.
Ausgestorben/ fossil:
Bekannt von Zähnen: Carcharocles megalodon: Zähne bis etwa 18 cm und Körper vermutlich bis etwa 20 m.
Bekannt von Skeletten: Schwierig, da fehlt mir die Übersicht.

Wie tief schwimmen die Haie?
Das kommt sehr auf die Art drauf an.
Riffhaie sind in Riffen, also in wenigen 10er Metern Wassertiefe.
Hexanchus griseus kennt man aus Tiefen bis 2500 m.
Walhai: bis 1800 m.
Unter 3000 m wurden offenbar noch keine Haie gesehen (gilt auch für Chimären).

Welches ist das seltenste Körperteil das je gefunden wurde?

Hm, vielleicht Lungen, allerdings haben Haie ja keine Lungen. Der Glaskörper im Auge vielleicht.
Lebern, wie wir sie nachweisen konnten, sind sehr selten fossil überliefert.

Wissen sie wann der Megalodon lebte?
Das älteste Vorkommen ist 10,3 Millionen Jahre alt und vor etwa 3 Millionen Jahre ist er ausgestorben, also lange bevor unsere Art (Homo sapiens) entstanden ist (vor ca. 300000 Jahren).

Welchen Hai würde Herr Klug am liebsten in der Wüste finden?

Am liebsten eine möglichst seltsam aussehende, möglichst eigenartige unbekannte Art! So was ähnliches wie Helicoprion vielleicht (könnt Ihr mal googeln)

Warum braucht der Hai Augen, wenn er doch fühlen könnte?

Tatsächlich erblinden manche Haie durch Parasiten und können doch gut weiterleben. Letztendlich hängt es von der Jagdmethode und vom Lebensraum ab. Ein Filtriere wie der Walhai oder der Riesenhai muss nicht gut sehen. Für einen Räuber im flachen Wasser wie Riffhaie sind die Augen sicher wichtiger. Alle Haie nutzen jedoch ihre Lorenzini-Ampullen an der Nase und ihre Seitenlinien um Beute zu finden.

Wieso wurde aus dem Meer Land?

Das sind tektonische Prozesse gewesen. Durch die Bewegung der Kontinente stossen diese manchmal aneinander und werden dadurch hochgewölbt (Beispiel: Himalaya, Alpen etc.). Dieser Vorgang kann sich auch umkehren. Es kann sein, dass in Ostafrika in ein paar 100000 Jahren ein kleiner Ozean entsteht.

Wieso ist der Hai so alt?
Nun, die Fische haben ihren Ursprung vor über 500 Millionen Jahren, aber die ersten hatten noch keine Kiefer. Aus den Kieferlosen entwickelten sich die Panzerfische, welche wiederum einen Unterkiefer entwickelt haben.
Aus den Panzerfischen gingen dann vor etwa 425 Millionen Jahren einerseits die Knochenfische und andererseits die Knorpelfische hervor. Die Knorpelfische haben sich dann etwa 30 Millionen Jahre später zunächst in Haie und Chimären aufgespalten und vor etwa 150 Millionen Jahren erst gingen die Rochen aus den Haien hervor. Der Hai von dem ich erzählt habe, ist einer der ältesten, den wir kennen. Wir kennen noch ältere Zähne und Skelette von Stachelhaien, deren Vorfahren.

Wie lang werden dunkel Ostius?

Der richtige Name dieses Panzerfisches ist Dunkleosteus. Der Name bezieht sich auf einen Wissenschaftler namens David Dunkle.
Von Dunkleosteus sind hauptsächlich Schädel und Schultergürtel bekannt. Die Körpergrösse basiert auf Schätzungen. Diese Schätzungen reichen von 6 bis 10 m. Reste dieses Fisches kennen wir aus Europa, Nordamerika und Nordafrika und sind dort mitunter recht häufig (weil gross).

Weiterführende Informationen

Prof. Dr. Klug

Prof. Dr. Christian Klug ist Paläontologe an der Universität Zürich

Pliosaurier

Pliosaurier in der Schweiz

🦖Vor ca. 169 Mio. Jahren lebten Pliosaurier in der Schweiz: schwimmende Reptilien, die bis zu über 15m lang werden konnten. Damit gehörten sie den grössten Meeresbewohnern ihrer Zeit 😮

Ein Sammler fand ein Stück eines Unterkiefers im Kanton Basel-Land. Eine Seltenheit: Daneben sind nur zwei weitere Schädelfunde bekannt. Das Originalfossil wird jetzt in der Sammlung des Paläontologischen Museum der Universität Zürich aufbewahrt.
Die Illustration ist von unserem Dozenten: UZH-Paläontologe Christian Klug.