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Kinder-Universität Zürich

Wem gehört das Wasser? – 10 Antworten

Prof. Dr. Francis Cheneval vom Philosophischen Seminar der UZH

Illustration: Romana Semadeni

Es gibt Dinge, die nicht immer klar abgrenzbar, aber oft frei zugänglich und meist in grossen Mengen vorhanden sind. Zum Beispiel das Wasser. Man nennt solche Dinge Gemeingüter. Bei ihnen ist es nicht klar, wem sie gehören oder ob und in welcher Form sie überhaupt jemandem gehören können. Ich kenne zum Beispiel niemanden, der eine Wolke besitzt, habe aber einen Onkel in Schweden, dem ein kleiner See gehört. Ich wage auch zu behaupten, dass die Flasche Mineralwasser, die ich mir heute gekauft habe, mir gehört. Die Besitzer der Mineralwasserquelle würden jemandem, der behauptet, das Wasser gehöre allen, sicher antworten: „Mag sein, dass das Wasser im Prinzip allen gehört, aber meine Mineralwasserquelle gehört mir und wenn sie von mir Wasser wollen, müssen sie es bezahlen."

Die Antwort auf die Frage „Wem gehört das Wasser?“ beginnt also mit der Formulierung „Es kommt darauf an...“. Ja, worauf kommt es denn an? Auf den Ort, auf die Bearbeitung und die daraus hervorgehende Qualität des Wassers (alle wollen Trinkwasser, Abwasser wollen aber alle loswerden), auf die Menge des vorhandenen Wassers, etc. Wasser ist nicht nur ein Gemeingut, sondern auch ein Grundgut, das alle Menschen unbedingt täglich gebrauchen. Sogar Häftlinge haben Anrecht auf das sprichwörtliche „Brot und Wasser“.

Auch wenn die Frage einmal beantwortet ist, wem welches Wässerchen gehört, so ist damit noch nicht bestimmt, was man alles damit tun darf. Mein Onkel ist zum Beispiel der Einzige, der in seinem See fischen darf. Aber schwimmen und baden dürfen darin alle. Bei grosser Dürre darf der Staat den Schwimmbadbesitzern verbieten, ihr Bad mit Wasser zu füllen. Der Staat darf also bei extremer Knappheit das Wasser rationieren oder verteilen. Er ist auch für die allgemeine Verteilung von Trinkwasser verantwortlich. Die Besitzer der Mineralwasserquelle müssen für ihre Quelle vom Staat eine Lizenz haben, die bestätigt, dass die Qualität des Wassers gut genug ist, um als Mineralwasser verkauft zu werden.

Diese Beispiele zeigen, dass die Frage „Wem gehört das Wasser?“ nicht nur den Besitz, sondern auch den Gebrauch, die Verteilung und die Bearbeitung der Wasserqualität betrifft.

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