Andreas Fischlin


Curriculum vitae Andreas Fischlin

Leiter der Wissenschaftlich selbständigen Gruppe Terrestrische Systemökologe an der ETH Zürich

 

Als ganz kleiner Junge wollte ich Bauer werden. Meine Eltern versuchten mir dann klar zu machen, dass der Erwerb eines Bauerngutes eine viel zu teure Sache wäre. Also schlug ich mir das bald aus dem Kopf. Ich weiss es nicht mehr ganz genau, aber mit spätestens zwölf Jahren war ich fest entschlossen, statt Bauer Biologe zu werden. Zur Schule ging ich nicht immer gern. Trotzdem trug ich als älter werdender Schüler meist nur sehr gute Noten nach Hause, es sei denn, ich fand den Lehrer unausstehlich.

Ich hatte viele Interessen, spielte täglich mindestens eine Stunde Cello, fuhr im Sommer mit dem Velo zum Schwimmbad, wo ich meine 300 Meter schwamm und versuchte 50 Meter tauchend zurückzulegen – was mir aber nie ganz gelang – las hoch oben in einem Baumwipfel meine Bücher und half vielen Klassenkameraden, die mit dem Schulstoff Mühe hatten.

Heute forsche und lehre ich an der ETH Zürich im Gebiet der Systemökologie. Das ist ein Spezialgebiet der Ökologie, das sich mit ganzen Ökosystemen wie Wäldern oder Wiesen beschäftigt. Ich bin in der Tat Biologe geworden. Die Musik, mit der ich eine zeitlang auch liebäugelte, hatte ich an den Nagel hängen müssen. Wissenschaft und Musik zusammen wurde zuviel.

Allerdings habe ich auch noch eine Ausbildung in Systemtheorie gemacht, wo man sich mit der mathematischen Modellierung von komplexen Vorgängen beschäftigt. Die Modellierung erlaubt, mit Hilfe von Computern vorauszuberechnen, was mit uns und unserer Umwelt in der Zukunft passieren könnte. Ändern sich unsere Wälder, Wiesen und Seen, wenn sich das Klima ändert?

Solche Fragen stehen im Zentrum meiner Arbeiten, dank denen ich auch vor fünf Jahren vom UNO Klimarat angefragt worden bin, bei der Ausarbeitung des neuen Berichtes mitzuwirken.

Nicht zuletzt für diesen im letzten Jahr veröffentlichten Bericht haben wir den Friedensnobelpreis 2007 erhalten. Dieser Preis hat mich sehr gefreut, geht es doch beim Klimawandel schlussendlich auch um den Frieden.

Seit mehreren Jahren bin ich als Wissenschaftsvertreter auch Mitglied der schweizerischen Delegation bei den internationalen Klimaverhandlungen. Diese Verhandlungsarbeit ist so komplex wie verantwortungsvoll. Man muss mit vielen Politikern und Fachleuten zusammenarbeiten, um in diesem Ameisenhaufen von durch-, mit- und gegeneinander laufenden Interessen Lösungen zu finden, denen alle am Schluss zustimmen können. Diese Arbeit ist spannend und wichtig.

Im Alleingang kann kein Land den Klimawandel aufhalten. Da der Klimawandel ein weltumspannendes Problem ist, müssen auch weltweite Lösungen gefunden werden. Dafür lohnt es sich, sich einzusetzen. Geht es doch dabei nicht zuletzt um die Zukunft von uns allen und insbesondere von den jungen Menschen von heute.