Kinder-Universität Zürich
 


Curriculum vitae Dr. Walter Brüschweiler

Wiss. Dienst Stadtpolizei Zürich

 

Wie viele von euch verschlang auch ich in meiner Jugend Krimibücher. Hätte es das Fernsehen in der heutigen Aufmachung damals schon gegeben, hätte ich mir Krimiserien – z.B. mit dem TV-Detektiv Colombo – mit grossem Interesse angesehen. Die Begeisterung für Geschichten, in denen kluge Köpfe auf spitzfindige Weise den "bösen Buben" das Handwerk legen, war für mich aber nicht der Auslöser, um Kriminal-Wissenschafter zu werden. Viele Zwischenstationen führten mich zu diesem Beruf.


In der Kantonsschule Aarau begeisterte mich ein Lehrer für die Naturkunde. In der Folge studierte ich an der Universität Zürich Biologie und schloss im Hauptfach Zoologie mit einer Doktorarbeit in der Vererbungslehre ab. Den praktischen Teil erarbeitete ich mir an der Yale Universität in Amerika, wo ich Studien an kleinsten Fliegen durchführte. Ihr kennt diese Winzlinge als eher lästige Tierchen auf den reifen Früchten in der Küche und im Wohnzimmer. Dabei lernte ich mit feinsten Pinzetten und Nadeln mit hauchdünnen Spitzen zu arbeiten. Um das kleine Arbeitsfeld überhaupt sehen zu können, verwendete ich verschiedene Vergrösserungsinstrumente von der Handlupe bis zum Raster-Elektronen-Mikroskop (REM). Das REM bildet ein Haar so dick ab, als wäre es ein Baumstamm. Ihr könnt euch gut vorstellen, dass man mit diesen Riesenvergrösserungen Einblick in eine ganze neue Welt erhält: in die Welt des sonst Unsichtbaren.


Als sich mir nach meiner Rückkehr aus Amerika die Möglichkeit bot, meine Fähigkeiten im Umgang mit verschiedensten Mikroskopen und feinsten Werkzeugen in der Kriminal-Wissenschaft einzusetzen, zögerte ich keine Sekunde. Die Vielfalt und Schönheit kleinster Teilchen unter mikroskopischer Vergrösserung hatten es mir schon lange angetan. Bis jetzt waren es Zellklümpchen, von nun an waren es Kleiderfäserchen, Lacksplitterchen, kleinste Gummiabriebe und ähnliches. Diese faszinierende Mikrowelt mit der Suche nach der Wahrheit in Kriminalfällen und in Abläufen von Unfällen zu verbinden, begeisterte mich völlig. Als Mikroskopiker, Laborleiter, wissenschaftlicher Einsatzleiter auf Unfallstellen und an Tatorten von Verbrechen, als Fachlehrer, Gerichtsgutachter sowie stellvertretender Leiter des Wissenschaftlichen Dienstes lernte ich in einer Zeitspanne von über 30 Jahren alle Licht- und Schattenseiten des polizeilichen Alltags kennen. Und ich erlebte die rasante Entwicklung der Methoden, die zur Spurensicherung und -auswertung herangezogen wurden.


Anfänglich war die Mikroskopie mit den zweidimensionalen Bildern mein zentrales Arbeitsgebiet. Mit der stetigen Verbesserung der Computerleistungen trat die dreidimensionale, d.h. räumliche Darstellung der Ergebnisse in meiner Tätigkeit immer mehr in den Vordergrund. So können wir heute am Computer fast alles räumlich nachvollziehen als wär’s die Wirklichkeit.